Auf die Matte, fertig.. ach, ne, doch lieber nicht!

Holpriger hätte der Start nicht sein können! Ich habe sooo sehr auf diesen Sonntag hin gefiebert. Tage vorher den regelrechten Nestbautrieb verspürt und geputzt, gewaschen, sortiert. Ohne Spaß, das war ein Gefühl – wie 2 Wochen vor dem geplanten Kaiserschnitt. Am Sonntag war mein altes Leben vorbei, Muddi auf der Matte. Ein halbes Jahr weg vom Fenster(-putzen).

Und dann kündigte sie sich schon an – die Mördererkältung, die sich zum ausgewachsenen Infekt am Sonntag wandelte. Mit matschigem Kopf, Reibeisenstimme, Hustattacken, hundemüde und aufgeregt begab ich mich auf wackligen Beinen zum Yogastudio.

Kann man auch kriechend schweben?

Eigentlich sollte jetzt hier ein detaillierter Bericht folgen über Lehrpläne und Auftaktablauf, aber nachdem ich nun die komplette Woche in der Horizontalen verbracht habe und Zeit zum Nachdenken hatte, liegt mir ein anderes Thema auf der Seele, was die Essenz des Ausbildungsbeginns ist: das unbekannte Neue.
Eins vorweg: der Tag war ein Wechselbad der Gefühle, angsteinflößend ob der Masse an Material, was da in den nächsten Monaten auf mich zukommen wird, aber dennoch – am Ende des Tages bin ich nach Hause geschwebt. (Wenn man auch kriechend schweben kann?!)
Was allerdings das einschneidendste Erlebnis des Tages war, was noch lange nachhallte und mich immer noch erschaudern lässt, ist das Gefühl, zum ersten Mal unterrichten zu müssen. Noch mehr: das Gefühl über einen Abgrund zu schreiten. Den Schritt ins große Unbekannte. Wann habe ich das letzte Mal eine Premiere gefeiert, an der ich im Mittelpunkt stand? Die letzten Jahre waren geprägt von ersten Malen: der erste Zahn, das erste Mal durchschlafen, das erste Mal Fahrradfahren und der erste Schultag. Sicher, wir hatten viele erste Tage nach unserem Umzug aus Bayern ins Münsterland, aber irgendwie war das doch gewohntes Terrain – man stellt sich vor, knüpft Kontakte, feiert sich aber nicht selbst dafür, sondern versucht sich halt einzugrooven, Fuß zu fassen und eine neue Komfortzone zu schaffen. Jetzt stehen alle Zeichen auf „neu und unbekannt“ bei mir. Die Ausbildung zur Yogalehrerin und in Kürze ein neuer Job. Das ist jetzt meine Zeit und mein neuer Weg, der so unbekannt vor mir liegt.

Ich weiß nicht, ob ich das jemals in der Vergangenheit gespürt habe – diese Ketten, dieses Unbehagen, dieses „Ich will das jetzt nicht, ich fühle mich unwohl“. Dieses „Das kann ich nicht.“ und gleichzeitig hörte ich in mir „Aber das hast du doch noch nie gemacht, also mach. Sonst weißt du doch gar nicht, ob du es kannst.“ Gerade, weil ich mich in meiner Komfortzone breit gemacht habe und der Fokus auf den kleinen Kindern lag, traf mich also dieser erste Ausbildungstag mit voller Wucht.

Ein klitzekleines bisschen vorfreudig

Ich fühlte mich ein wenig wie vor meiner ersten Fahrstunde. Das erste Mal hinterm Steuer, den Schlüssel schon umgedreht, aber noch nicht so weit, dass der Motor lief. Die Hände verkrampft, der Atem angespannt, die Schultern bis zu den Ohren hochgezogen, nervös und zugleich ein klitzekleines vorfreudig. Die Fahrlehrerin sprach mir Mut zu und ich drehte den Schlüssel um. Der Motor schnurrte, Ich gab Gas – und einen Riesensatz nach vorne. Aus. Nochmal. Holprig und ruckelnd zuckelten wir mit 25 kmh durch eine 30-Zone.

Und jetzt stand ich da also letzten Sonntag im Yogastudio auf meiner Matte. Ich hatte die Aufgabe mit zwei anderen Yogis den Sonnengruß zu üben, um ihn schließlich – inklusive Atemanweisungen – vor den anderen anzuleiten. Die anderen muss man wissen sind 4 Frauen, die alle schon als Yogalehrerinnen unterrichten, ihre Ausbildung schon hinter sich haben, und nur das AYA-Zertifikat aus unterschiedlichen Gründen nachmachen wollen. Beim nächsten Ausbildungswochenende werde ich auf weitere Greenhorns wie mich stoßen, da nur das Auftaktwochenende an zwei verschiedenen Terminen stattgefunden hat. Aber genau diese Gruppenkonstellation sorgte bei mir für weiteres Fracksausen.

Motivierende Brotboxen

Es verunsicherte mich, dass kein anderer in der Gruppe holpernd und stolpernd durch die Asana-Anweisungen moderierte. So wie ich. Die Erkältung tat ein übriges und wir hatten schon so locker 100 Sonnengrüße in den Knochen. Meine Moral sank, meine Muskeln zitterten, meine Unsicherheit wuchs ins Unermessliche. Ich war innerlich hin und her gerissen und nicht bereit den Autoschlüssel umzudrehen.

Das war´s! Ich gehe!

Ich flüchtete mich zwei Minuten vor die Studiotür und versuchte meine Gedanken zu sortieren. Ich sprach mir selber Mut zu und schubste mich förmlich nach vorne. Theoretisch weiß ich ja, wie es geht. Aus dem FF kenne ich den Sonnengruß – aber – auf der anderen Seite des Raumes. Und es ist definitiv ein Unterschied jeden Move, den man macht und jedes Körperglied zu benennen und mit der Atmung zu synchronisieren – und das dann auch noch so zügig anzuleiten, dass der Sonnengruß geschmeidig gemacht werden kann. Altobelli!

Aber – ich hab´s geschafft! Ich bin über mich hinaus gewachsen und ich fühlte mich anschließend stolz und schwebend. Nicht, weil ich das so geil gemacht habe (da bin ich noch weit von entfernt), aber – ich bin gesprungen! Ich habe meine Komfortzone verlassen und das in einem Maße, wie ich es selten gespürt habe. Ich bin tatsächlich über mich hinaus gewachsen.

Ich vermute, dass die nächsten Monate noch viele weitere emotionale Premieren bereithalten werden – von der Nachtfahrt bis zur Autobahn. Oh, Gooott und Ooooommmm….

Es kann Dir jemand die Tür öffnen,
aber hindurchgehen musst Du selbst.
Konfuzius

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