Diese Sache mit dem zweiten Quartal habe ich wohl verkackt. Eigentlich wollte ich an dieser Stelle regelmäßig resümieren und schauen, wo ich stehe. Eigentlich. Jetzt bin ich schon mitten drin im dritten als selbständige Redakteurin und Yogalehrerin. Okay, als Yogalehrerin. Fürs Schreiben war kaum Zeit.
Von vorne: Mit dem zweiten Quartal zog auch endlich wieder eine optimierte Yogapraxis ein. Nicht nur all by myself, sondern inmitten von anderen Yogis, mit einer lebendigen Yogalehrerin vorne vor. Ich hielt mich auch dran: Notizblock und Stift blieben zuhause. Ganz bewusst habe ich mir einen Kurs gewählt, der mich runter bringt, der mir eine Atempause verschafft und ein Fels in der Brandung ist.
Denn um mich rum toste es ordentlich und ich trudelte durch meine Arbeitswoche, die fortan sieben Tage umfasste, was mich ganz schön ins Schwimmen brachte. Familie, Freunde, Haus und Hund hatten das Nachsehen.
Hatte ich diese Sache mit dem Neinsagen nicht bereits in meiner ersten Bilanz erwähnt? Ja. Genau.
Ja zu allen Angeboten! Ciao, Schaluppe!
Eben diese vier Buchstaben hatten dazu geführt, dass ich sauber zu tun hatte. Ich hatte permanent das andere Wort, das mit den zwei Buchstaben gewählt und zu allem „Ja“ gesagt. Ja zu Angeboten in der Schule, in der Kita. Ja zu Erwachsenen- und Ja zu Family-Yogakursen! Ich schwamm auf der Welle des Angebote-Reinflatterns und konnte mein Glück nicht fassen, dass mein kleines junges Business funktionierte. Ciao, Schaluppe, Speedboot Maiki, ahoi! Jaaaaaa!!!!
Ich möchte nicht sagen, dass ich diese Menge an Kursen unterschätzt hatte. Wie auch? Schließlich war das meine Premiere als Yogalehrerin. Wie kann man was unterschätzen, was man so noch nicht gemacht hat. Halleluja! Ich setzte mich sauber auf die Hinterbacken! Zunächst einmal auf den Schreibtischstuhl. Denn hier verbrachte ich eine Menge Zeit, um meine Stunden vorzubereiten.
Ich hätte ja auch einfach nach dem Copy- and Paste-System verfahren können, aber das funktionierte so nicht für mich.
Ich fand, dass die einzelnen Kurse nichts dafür konnten, dass ich mich so zugepackt hatte und sich nicht in eine beliebige Form pressen lassen. Jeder einzelne Kurs steht und fällt mit der Vielseitigkeit der Teilnehmer. Plus Uhrzeit und Wetter: ergibt schon mal eine ganz individuelle Mischung, die ihre eigene Dynamik mitbringt. Kinder vor den Ferien sind in einer ganz anderen Verfassung als unmittelbar danach. Kinder frisch nach dem Mittagessen ohnehin, während 11 Uhr eine super Uhrzeit für Kinderyoga zu sein scheint. Erwachsene Yogis vor einem Feiertag sind ungezwungener als die, die am Freitagnachmittag von der Arbeit zum Yin Yoga kommen.
Schiffbruch drohte! Ich warf alles über Bord
Da saß ich also und was habe ich nicht in diesen trubeligen Monaten schön geschriebene und ausgedachte Kurskonzepte über Bord geschmissen?!
Ich bereitete eine Yogastunde über Finnland vor. Ich habe mich zugegebener Maßen auch etwas fest recherchiert bei diesem verrückten Völkchen. Aber als ich dann die Stunde halten wollte – felsenfest davon überzeugt, die wird richtig gut, zerkloppte ein kleiner Yogi, der lieber nach Mallorca wollte, mein Konzept. Ich saß mit dem Rücken zur Wand, schwer atmend, schwitzend. Was mich gerettet hat? Immer und immer wieder in solchen Momenten? Schritte weg von mir, hin zu meinen Yogis: „Worauf hast du Lust?“ „Was brauchst du heute?“
Finnland wurde noch richtig gut: Wir zerschlugen ganze Wälder (ja, sorry!) mithilfe der Holzhackeratmung, rollten Tonnen von Baumstämmen durch die Gegend und rannten schreiend vor surrenden Mückenschwärmen davon. Am Ende mündete die Energie tatsächlich in einer Meditation. Schweißgebadet packte ich mein Tannenzapfen, Matten und das unangetastete Kurskonzept zusammen. Um eine Erkenntnis reicher.
Mit jeder Stunde, die ich hielt, wurde ich lockerer und der Unterricht leichter. Ich rückte ab von in Stein gemeißelten Konzepten und nahm schlicht und ergreifend ein paar Ideen und Spiele mit in die Stunde.
Immer eine große Portion Flexibilität und die Erwartung, das alles passieren kann. Alles geht, nichts muss!
Eines Tages saß ich mit meinen jüngsten Yogis in der Kita zusammen. Die Gruppe bestand hauptsächlich aus temperamentvollen Jungs. Plötzlich kippte die Stimmung, weil einer von ihnen ein „Kacke“ in den Raum warf. Natürlich sprang die ganze Meute auf den Zug auf und hielt sich die Bäuche vor Lachen. Kein Durchkommen mehr. Großes Tohuwabohu! Meine Afrikareise für den Ar…, um es im Tenor der Runde zu benennen. Ein Highlight ihre großen runden Augen als ich vorschlug, jeder soll nach der Reihe mal sein schlimmstes Schimpfwort sagen. Meint sie das wirklich? Dürfen wir das? Bäm! Und bevor jetzt niemand mehr seine Kinder zu mir lässt: für 5-Jährige sind die schlimmsten, die allerschlimmsten Schimpfworte die mit „Pipi und Kacke“. Wir waren schnell damit durch. Dafür hatten wir eine fantastische Stimmung und ich hatte die Jungs auf meiner Seite.
Solche Erlebnisse navigierten mich durch diesen trubeligen Kurs, den ich selbst gewählt hatte. So anstrengend – körperlich wie mental – diese Monate auch waren – jede einzelne Gruppe für sich war es wert!
Wenn ich eins gelernt habe, dann zu schwimmen! Ich ließ mich einfach auf die Strömung und das Tempo ein mit dem Wissen, das nach jedem Sturm auch wieder Ruhe einkehrt. Das hat mich durch die Zeit gebracht. Und meine tollen Yogis.
Wir haben gemeinsam gelacht und geweint
Wir haben sooo sooo gelacht und manchmal auch gemeinsam Trübsal geblasen. Unvergessen der Lachanfall eines 8-Jährigen als ich zum ersten Mal die Löwenatmung zeigte. Der selbe Junge saß in unserer letzten Stunde vor den Ferien niedergeschlagen bei mir und sagte dann, das er fast weinen könnte, weil es eben seine letzte Stunde wäre.
Ich hatte Tränen der Rührung in den Augen als 13 Schulkinder so ruhig meditierten, dass der Bewegungsmelder ausging und wir im Dunklen saßen.
Und mir geht mein Herz auf, wenn ich den kleinen Mäusen auf dem Schulhof begegne und sie mir „Na-mastééé!!!“ rüber brüllen – selbstredend mit gefalteten Händen im Anjalimudra. Gleichzeitig sind es die stillen Momente, die mich vom Hocker hauen und berühren. Es gibt Kinder, von denen bin ich überzeugt, die mögen gar kein Yoga. Und dann kommt hinterher im Gespräch mit den Eltern raus, dass er von nichts anderem zuhause redet!
Und das ist es: Das Ja zu dem, was ich hier mache.
Gleichzeitig ziehe ich meine Konsequenzen aus diesem stürmischen Quartal: Weniger ist mehr! Ich setze noch mehr auf Qualität statt auf Quantität. Auf Selbstfürsorge, in dem ich mehr Pausen mache (ui ui ui) und aufs Schreiben (ja, endlich!!!). Ich glaube, mit diesem Rezept komme ich langfristig weiter, werfe hier und dort mal meinen Anker aus, nutze Flauten zum Wachsen und wenn ich in der Sonne rum dümpeln will, mache ich das und denke mir ein paar bunte neue Projekte aus.
Pssst, Ich hab da schon was in der Pipeline …