Mein 1. Praktikum – ein Rückblick:
Es hat sich gut angefühlt – mein erstes Mal auf der anderen Seite des Yogaraums.
Als ich durch die Tür des Studios getreten bin, war ich plötzlich sehr ruhig. Der Pilateskurs vor meiner Yogastunde turnte in den letzten Zügen und ich setzte mich auf eine Bank in der Umkleide, konzentrierte mich auf die sanften Entspannungsklänge, die zu mir rüber drangen und atmete.
Bewusst schaute ich nicht mehr in meine Unterlagen und vertraute auf meine Planung. Augenbrauen und Outfit waren mir wurscht.
Nachdem die Pilatesleute den Raum verlassen hatten, bezog ich Stellung auf meiner Matte und harrte der Dinge. Als der Zeiger auf der Uhr weiter in Richtung Stundenbeginn wanderte, war ich skeptisch, ob sich bei den Minustemperaturen überhaupt jemand ins Studio verirren sollte. C. bestätigte mir, dass der Kurs nicht der überrannteste sei und nahm selber ihren Platz ein im Raum.
„Zur Not machen nur wir die Stunde alleine!“.
Plötzlich schwang die Tür auf und eine bunte Stoffmütze lachte rotwangig um die Ecke. „Ich-hab´s-geschafft-und-vier-Wochen kein-Yoga gemacht!“
„Ach, du bist das“, strahlte sie mich an. Yay, ein bekanntes Gesicht und ein freundliches noch dazu!
Langsam reden und die Uhr ignorieren
Ich verzichtete auf Musik und testete meine Anweisungen erstmal „roh“ und im Stillen. Ich wollte keine Ablenkung. Zuhause hatte ich die Einstimmung ja oft geübt und so fühlte sich mich auch nicht merkwürdig dabei, meine Stimme so alleine im Raum zu hören. Absichtlich drosselte ich mein von Natur aus eher schnelles Sprechtempo und ignorierte die Uhr völlig (was ich in Zukunft anders machen würde, aber dazu gleich mehr.)
Der Ankomm-Part lief gut und flüssig und der Aufwärmteil klappte auch ohne große Stolperer. Merklich wurde ich kurzatmiger und wärmer. Ich fühlte mich gut in meiner Rolle und war bereit noch ein paar Asanas dran zu hängen.
Doch dazu sollte es nicht kommen, denn C. übernahm das Ruder nach meiner Aufwärmnummer und ließ meine freundliche Yogimütze und mich noch ordentlich schwitzen. (wobei mir eh warm war!) Während der Endentspannung grübelte ich über meinen Part nach und kam zum Endschluss, dass der zu lange und zu langsam gewesen sein musste.
Bei der Abschlussbesprechung folgte auch die Erklärung: ich hatte fast 25 Minuten gebraucht, was sehr lang ist für den ersten Part der Stunde. Außerdem war meiner Ausbilderin nicht warm geworden. Ihr hatte es an Tempo gefehlt. Ich argumentierte mit „wir haben einen Tag in den Knochen, ist doch eine Abendstunde“ und „muss man doch entspannen“. Sie sah das anders, weil sie aus physiologischer Sicht zu viele Pausen, in denen die Muskeln sich wieder abkühlen konnten, in meiner Übungsabfolge kritisierte.
Und nochmal das Ganze!
Ich verstehe den Punkt total. Und ganz ehrlich: diese physiologische Sicht hatte ich beim Stricken meiner ersten Yoga-Teilstunde auch komplett außen vor gelassen. Ich hatte mich darauf konzentriert, ein schlüssiges, fließendes Konzept zusammen zu stellen, meine Stimme langsam und laut zu üben, die Übungen präzise auszuführen und klare Ansagen zu formulieren.
Nur das Aufwärmen beim Warm-Up – tja, das war so Beiwerk gewesen. Thema verfehlt!
Ich darf jetzt nächste Woche nochmal ran und muss das alles zackiger präsentieren.
Ehrlich gesagt ist das sehr frustrierend und ich hatte seit dieser Geschichte noch ein paar Mal das Gefühl, dass ich für jeden Schritt, den ich vorwärts gehe, 2 Schritte zurück taumele und gerade eher in Schlangenlinien auf mein Ziel zu torkele. Ich hadere gerade viel mit der ganzen Ausbildung und mir hat in den letzten Tagen die Leichtigkeit gefehlt und auch ein bisschen der Spaß. Ich brauche echt Geduld und Spucke! Und obwohl ich diese trüben Gedanken habe, kann ich das Gefühl noch aufrufen, das ich am Ende dieser Stunde hatte: trotz aller Kritik bin ich zufrieden mit mir. Weil ich keinen Schritt vergessen habe, weil ich gut vorbereitet war und weil ich Spaß hatte. Und meine freundliche Mütze kommt nächste Woche auch wieder. Das hat sie mir versprochen. Ihr hat es nämlich auch gefallen!