„Heute habe ich Yoga mit OM gemacht.“ Fragender Blick und mir war so, als hätte ich ein minimales Zucken in der Augenbraue meines Gatten wahrgenommen. „Das will ich mit meinen Yogis dann auch unbedingt machen.“
„Echt? Ist das nicht ein bisschen eso?“
Tja, was schreibe ich dazu? Wenn man so will, ist Yoga „eso“. Und zwar sehr. Und das ist auch gut so. OM ist der Urklang, aus dessen Schwingung nach hinduistischem Glauben, das ganze Universum entstanden ist. Das heilige Mantra.
Ich habe Yogakurse mit und ohne OM besucht und für mich fühlt sich eine Stunde erst mit diesen zwei Buchstaben vollkommen an. Für mich gehört es dazu und gerne bin ich eso, weil für mich diese Wertung erst die vollkommene Wirkung ausmacht, die für mich Yoga haben kann.
Ein Raum für mich in den Bergen
Ich sitze hier in den Tiroler Bergen, starre stundenlang auf selbige, hänge meinen Gedanken nach und freue mich darüber, dass ich den Schlüssel für den „Raum für die Zeit“ besitze.
„Die“ Zeit ist meine. Wenn morgens die Mischpoke noch schlummert und alle anderen Einheiten in diesem urigen Berghof, schleiche ich schlaftrunken und noch bettwarm mit der Matte unterm Arm über knarzende Holzdielen in das Gebäude gegenüber. Gut, dass ich sie mitgenommen habe!
Wärme strahlt von fuchsfarbenen Holzwänden ab, die immer noch nach würzigem Wald riechen. Durch die geöffnete Fensterfront strömt klare gute Bergluft. Einige frühe Schwalben tänzeln vor den Scheiben. Mein Blick schweift über sanfte Tannenteppiche, die sich an die Steinmassive schmiegen. Der Gipfel: die Zickzackkluft der Berge – täglich in einem anderen Grau-Blau mit oder ohne Wolkenkranz, im wechselndem Licht.
OM: Ein Ton in die Stille hinein
Hier ist „Die“ Zeit. Meine Zeit. Zeit für Yoga. Und Zeit für OM. Ich mag diese zwei Buchstaben, die durch den Körper schwingen. Ich mag die Beobachtung, dass jedes OM anders klingt und sich anders anfühlt.
Vor der Praxis noch zögernd und verschlafen. Danach rund und voll. In der Bergstille hallt mein Ton und das fühlt sich zunächst merkwürdig sperrig an. Mit dem 2. Mal gut. (Ich töne immer drei Mal, davor und danach).
Ob ich es schaffe über meinen Schatten zu springen und damit in Zukunft meine Kurse zu beginnen? Für mich gehört das OM dazu. Es signalisiert tief in mir drinnen die Bereitschaft mit mir Zeit zu verbringen. Abzudriften. Zu atmen. Zu probieren. Grenzen auzureizen und andere zu akzeptieren. Da bin ich wieder!
Auszeit.
Und die wirklich ganz alleine.
Nach der stressigen Phase vor und während der Yogaausbildung, was nicht ausschließlich der Ausbildung geschuldet war, bin ich dankbar für diesen Raum. Es war ein Zufallsfund, ein erhoffter. Der perfekte Übergang zwischen dem Yoga-Übersättigungsgefühl der letzten Wochen und dem, was da kommen wird.
Ich sortiere mich , verarbeite und lote aus, was möglich ist. Denn ein Kurs – ja, einer – der muss mindestens sein. Mit zwei Buchstaben. Davor und danach!