Gestern habe ich den Yoga-Spirit wieder gespürt. Ich habe mir Zeit genommen. Zeit für meine Yogapraxis, die mich gerade eher an ein Bootcamp erinnert. Ich habe mir Musik angemacht, die meinen Puls auf ein gemächliches Niveau gedrosselt und meinen Monkey-Mind gezügelt hat, der fahrig von Ast zu Ast hüpft. Puah, was ist das gerade? Noch 10 Tage bis zur Prüfung. Dieser Termin ist so omnipräsent. In jedem einzelnen Millimeter meines Körpers.
Ich trainiere täglich. Training klingt nach Marathon und Muckibude. Und so fühlt es sich auch an. Ich will fit sein. Muss. Schließlich müssen die Asanas perfekt ausgeführt sein. Ich muss durchhalten. Drei Stunden auf der Matte. (Muss muss muss. … Ja, geht´s denn noch?)
Maiki auf der Flucht
Wir werden in Paaren geprüft. Alle halten zu zweit die gleiche Stunde. Zwei mal muss man bei den Anderen mitmachen. Einmal eben vorne stehen. Macht drei Stunden. Und Anatomie ist nach wie vor ein Thema. Also springe ich von Ast zu Ast. Von Matte zum Schreibtisch, von Yogastudio zur Schule, Arbeit und Alltagslokationen. Ich gebe Stunden bei Family und Friends, suche Lieder dafür aus und grüble gleichzeitig über Abschiedsgeschenke für die Kita. Von der Yogalerngruppe geht´s zum Sommerfest der Schule und von da aus zum Praktikum. Noch eins, dann sind die 10 voll.
Wenn ich das so schreibe, dann fühlt es sich furchtbar an. So yogalos. So wenig achtsam wie es nur geht. Das ist mein eigener Anspruch, der ausschließlich im Eichhörnchen-Modus unterwegs ist. Etwas kopflos hin und her rennend. Das ist mein eigener Anspruch, die Prüfung sauber durchzuziehen und die Ausbildung zu beenden. Der Anspruch, nicht auf den letzten Metern zu verkacken, obwohl ich spüre, dass mir langsam die Luft ausgeht. 10 Tage noch!
So geht das nicht!
Ich habe mir jetzt vorgenommen, die letzten Tage entspannter anzugehen und auch mal stumpf die Sonne anzuglotzen statt ausschließlich den Sonnengruß zu performen. Das Bootcamp mache ich dicht! Ich entzerre dieses „Muss“ wieder in ein „Möchte“. Das klingt sanfter und auch etwas demütiger meinen Muskelmillimetern gegenüber. Und ich packe mir Kopfhörer in die Tasche, um den Monkey im Schach zu halten, wenn er mal wieder von Ast zu Ast hüpft.
10 more days …