Die ersten Arbeitstage in meinem neuen Job liegen hinter mir. Der Anfang ist gemacht! Neue Kollegen, neue Räume, neue Betriebssysteme, neuer Arbeitsweg und neue Arbeitszeit. Neu! Neu! Neu! Hatte ich letzte Woche noch von Achtsamkeit geschrieben? Mir deucht, dafür ist gerade überhaupt kein Platz. Jedenfalls nicht in dem Maße, in dem ich sie propagiert hatte. Ach, Achtsamkeit!
Ich glaube, der Höhepunkt dieses neuen Lebens, dieses neuen Alltags ist jetzt erreicht. Jetzt muss sich alles einspielen, ich mich eingrooven und die bewährte Methode mit den zuen und durchen Augen beherzigen.
Nicht groß nachdenken, To-Do-Listen im Blick und jeden Tag häppchenweise meistern. Ich will extra nicht „rumkriegen“ schreiben, weil ich nicht finde, dass man Tage rumkriegen sollte.
Weiß man, was morgen ist?
Ja, oh ja.. jetzt wird’s tiefgründig und philosophisch, aber es ist so viel passiert, dass ich mir gerade große Gedanken über das Leben mache. Über das Glück an sich, das man nicht für selbstverständlich nehmen sollte.
Du weißt nie, welche Dynamik plötzlich so ein Tag bekommen kann und du plötzlich mitten drin steckst, obwohl du mit der Sache an sich nichts zu tun hast.
Den einen Moment genießt du den ersten warmen Frühlingstag, der einen unbekümmert und leicht ums Herz werden lässt. Du genießt die Sonne auf der Haut, die noch einen Tacken zu heiß ist, und das Licht, das das halbjahrelang überdauernde Farblos in Gelb und Orange tüncht und Wärme bis in die Bauchgegend bringt. Nur einen Wimpernschlag entfernt fährt es dir genau da hinein. Flattern im Bauch, aber kein gutes. Angst.
Der vergangene Samstag hatte genau diese Kehrtwendung, als das warme Yogagruppengefühl durch die Amokfahrt eines Irren in der Münsteraner Innenstadt mit Wucht zerstört wurde.
Plötzlich ist nicht mehr alles watteweich und frühlingsleicht. Du kannst so schnell zur falschen Zeit am falschen Ort sein, ohne Zutun in dein messerscharfes Schicksal rennen. Der eine Moment Sonnenschein, der nächste Dunkelheit.
Mal links und rechts schauen
Es braucht nicht gleich eine Amokfahrt. Es kann der Kopfschmerz sein, der sich zu einem ausgewachsenen Tumor entpuppt und zur Panik, dass du deine Kinder nicht mehr aufwachsen sehen wirst.
Es kann die Freundin sein, die sich von ihrem Vater vor Zeiten schon verabschiedet hat, weil er sie nicht mehr erkennt und jetzt beerdigt wird. Da ist der alte Mann, der ein erfülltes Leben gehabt hat, aber todkrank ist und erkennt, wie alleine er ist. Da ist die Kollegin aus der anderen Abteilung, die du ewig nicht gesehen hast und von der du hörst, das sie lange krank gewesen sein muss …
Wie klein doch manche Sorgen plötzlich werden, wenn man einfach mal links und rechts schaut. Wenn man zuhört und mitfühlt und – ja, auch achtsam ist.
Was macht man sich doch selber das Leben oft so schwer mit Brast und trüben Gedanken, die Killefit zu manchen Paketen sind, die andere schultern und aushalten müssen. Viel häufiger sollte man doch einfach mal innehalten und sich umsehen – wohlwollend auf das blicken, was man hat. Die Perspektive wechseln und sich nicht an ungelegten Eiern reiben, die bloß Luftgespenster und Gedankenschwülste sind. Dankbar für die kleinen Dinge im Leben sein, dass man gesund ist und sich einfach mal freuen: an der Natur, die gerade explodiert! Am saloppen Smalltalk um 6 Uhr morgens mit dem Busfahrer, der einen sogar kostenlos mitfahren lässt. Sich ein Beispiel nehmen an dem freundlichen Kompliment der unbekannten Reinigungskraft auf dem Flur, die deine Bluse lobt und einfach auch mal Komplimente machen! Einfach mal locker durch die Hose atmen und herzhaft über den schokoladigen Schnurrbart deiner Tochter in der Eisdiele lachen, auch, wenn alle gucken.
Das Leben ist schön! Und die Menschen gut.
2 Gedanken zu „Was ist ein Tag? Gedanken über das Leben“
Wie wahr!
Danke,für deine weisen Worte!
Und ein großes Lob an deinen Blog!
Ich verfolge ihn mit viel Freude,zaubert mir oft ein Lächeln ins Gesicht und regt zum Nachdenken an!
Herzliche Grüße!
Oh, wie lieb!!! Danke!!!
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