Fühle! Fühle! Fühle! Meditation für Kinder

„Mama, wann ist das Thema Coronavirus eigentlich beendet?“, fragte mich die Tage mein Siebenjährige. Eigentlich habe ich das Gefühl, dass meine Töchter den Ausnahmezustand ganz gut verpacken und es ein bisschen als Abenteuer erleben. An solchen Fragen, die aus dem Nichts beim morgendlichen Homeschooling kommen, merke ich, dass unter der Oberfläche doch einiges brodelt.

Und an Gefühlsausbrüchen der kompletten Aggregatspalette bei beiden Damen, die von Zickerei bis Weinen und Wüten reichen. Da hüpfen Gedanken und Gefühle wie ein Affe von Ast zu Ast und die Kinder wissen nicht, wohin mit sich. Sie vermissen ihre Freunde, ihre Verwandten, den Alltag, ja, tatsächlich – sogar die Schule! In der buddhistischen Leere bezeichnet man diese hüpfenden Affen den „Monkey Mind“. Das betitelt bildlich unseren rastlosen Geist, der besonders dieser Tage viel zu tun hat und dafür sorgt, dass man sich doof fühlt. Nicht nur als Kind.

Kinder meditieren
Auch Kinder mögen Meditation.

Raus mit den Kindern und den Gefühlen

Die Gefühle müssen raus, damit man nicht platzt vor Wut, Trauer oder Angst. Wut lässt sich ganz hervorragend loswerden mit ganzer Kraft, die Wut so ausmacht! Das wichtigste Instrument: der eigene Körper. Sich austoben, brüllen wie ein Löwe oder sich mit den Fäusten kraftvoll auf die Brust kloppen wie ein Gorilla, lösen Anspannungen und lässt einen wieder lachen. Raus aus dem Haus, rein in die Bewegung! Und tanzen! Tanzen hilft super, um sich wieder wohl in der eigenen Haut zu fühlen. Einfach Lieblingslied anmachen und abspacken!

Was aber, wenn die Gefühle sich gar nicht so leicht beschreiben lassen, gar zu packen sind?! Manchmal ist einem auch schlicht und ergreifend nicht danach, laut und wild zu sein. Und auch nicht nach tanzen. Manchmal will man einfach nur auf einem Ast sitzen, den Kopf hängen lassen und den Affen zum Stillstand zwingen, um überhaupt zu fühlen, was in einem gerade los ist. So richtig los.

Eine Methode, wie dieser Rückzug in sich selbst gelingen kann, ist die Meditation. Meditation?
Halt! Für Kinder?
Ja genau. Eben auch für die.

Meditation mit Kindern: Den Gedanken eine Pause gönnen.

Das „Zur-Ruhe-bringen-der-Gedanken“ – denn genau darum geht es beim Meditieren – funktioniert einfacher, indem sich Kinder auf ein Objekt konzentrieren, etwa auf eine Murmel, auf ein Mandala oder auf etwas essbares. Für große Begeisterung (auch bei meinen erwachsenen Yogis) sorgt der Klassiker: die Schokoladenmeditation. Die würden meine kleinen Yogis am liebsten in jeder Woche machen.

Meditation mit Kindern: mit allen Sinnen

Zunächst wird ein Stück Schokolade unter die Lupe genommen, ganz achtsam und innig. Mit allen Sinnen. Wie schwer ist es auszuhalten, dass das wohl duftende braune Gold vor einem auf der Hand liegt, schon langsam an den Seiten zu schmelzen beginnt und man es zunächst einmal nur betrachtet und beschnuppert bis einem ein wahrer Wasserfall Spucke im Mund zusammen läuft.

  • Wonach riecht die Schokolade?
  • Wie sieht sie aus?
  • Wie fühlt sich die Oberfläche an?
  • Wie liegt sie auf der Zunge?
  • Welche Temperatur hat sie?

Gefühle fühlen: Das geht auch mit Schokolade.

Und dann, ja dann, dann kann man endlich die Zähne drum herum drapieren und im Schneckentempo zubeißen. (Ich krieg die Kinder meistens mit „Wer kann die Schocki am langsamsten essen?“). Herrlich!
Natürlich kann man die Schokoladenmeditation auch mit anderen Leckereien wie Rosinen, getrockneten Früchten oder Obst machen.

Noch mehr Ideen für Meditation mit Kindern

Für eine Gedankenpause im Corona-Wahnsinn für Groß und Klein gibt es viele Methoden, um einfach mal die Bremse reinzuhauen. Alle Familienmitglieder treffen sich ganz bewusst für – sagen wir zehn Minuten, hocken sich gemütlich auf den Boden und machen eine der unten beschriebenen Meditationen. So ein Termin hilft super, um runter zu fahren, sich in die Augen zu schauen, bei dem anderen zu hören, wie es ihm gerade geht und er ist schlicht und ergreifend Gold wert für den Familiensegen, der zur Zeit ganz schön was aushalten muss. Dabei sollte in dieser Runde kein Druck aufgebaut werden. Vielleicht haben auch einige Kinder keine Lust darauf. Die Meditation – oder Ruhepause, Familienauszeit oder wie auch immer sie heißen mag – ist als Angebot zu sehen, nicht als Zwang. Und wer weiß, vielleicht entwickelt sich ein spannende Familienritual daraus, was einen ein bisschen durch die Coronazeit bringt (und vielleicht sogar darüber hinaus).

Kuller, Kuller: eine kleine Murmel kann dafür sorgen, dass die Gedanken eine Pause machen.
  • Kerzenmeditation: Etwa eine Minute auf eine Kerze gucken, die Augen schließen und entdecken, ob sich der Kerzenschein auch mit geschlossenen Lidern noch in den Augen zeigt (Tratak nennen Yogis diese Methode)
  • Die atmende Hand: Die linke Hand locker vor den Körper halten. Tief einatmen und mit dem Finger der linken Hand, die Außenseite der Finger hoch fahren. Ausatmend wieder runter, einatmen den nächsten Finger hoch, ausatmend runter, und so weiter … (Oder man nimmt die rechte Hand und fährt mit dem linken Zeigefinger dort entlang).
  • Klangmeditation: Das Kind läuft durch den Raum. wer eine Klangschale hat, schlägt die Schale an. Das Kind bleibt stehen und läuft erst dann wieder los, wenn der Klang komplett verhallt ist. Wer keine hat: es gibt auch kostenlose Klangschalen- oder Gong-Apps.
  • 3 x Om: Das populärste Mantra überhaupt ist „OM“. Es besteht zwar nur aus zwei Buchstaben, diese bedeuten aber die ganze Welt. OM ist der sogenannte Urklang, der für das große Ganze steht, für das komplette Universum und die Unendlichkeit. So geht´s: Finde einen entspannten Sitz und atme tief ein. Beim Ausatmen tönst du Oooo und lässt es in M fließen und ausklingen. Wenn du die Hände auf dein Herz legst, merkst du vielleicht, wie dein Brustkorb vibriert und kitzelt. Wiederhole das Om drei mal und lausche nach.
  • Murmelmeditation: Nimm dir eine Murmel, lege sie auf die Hand und fühl erstmal rein, wie sie sich anfühlt. Ist sie schwer oder leicht, warm oder kalt? Wie sieht sie aus? Nimm sie zwischen zwei Finger und halte sie gegen das Licht. Und dann kannst du ganz langsam anfangen sie von einer Hand in die andere rollen zu lassen. Oder du lässt sie nur auf einer Hand kullern, ohne dass sie runterfällt. Dann versuch sie mal mit dem Fuß festzuhalten. Kannst du sie dir zwischen die Zehen klemmen? Oder von Fuß zu Fuß reichen?
Wie fühlt sich die Schokolade an? Gar nicht so einfach, das auszuhalten, wenn sie so köstlich vor einem liegt.
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