Während ich in meinem letzten Beitrag noch voller Zuversicht geschrieben habe, tue ich mich hier gerade ein wenig schwer überhaupt den Anfang zu machen. Ich muss zugeben, dass ich mit mir gehadert habe, ob ich das hier überhaupt weiter mache. Weiter schreibe über die Ausbildung und ja, auch die Ausbildung an sich. Aufgeben käme mir nie in den Sinn, aber dennoch – ich hatte den Gedanken: „aufgeben wäre die einfachere Lösung!“
Es war einfach zu viel gewesen. Zu viel Praxis, Theorie, Lernerei und zu viel von allem eben. Zu viel Alltag, der sich mit Yoga rieb, zu wenig Schlaf, zu wenig Pausen. Zu viel Gefühlsduselei, zu viel Gedankenbrüterei. Zu wenig innehalten und mal reinhorchen. Zu wenig Erfolgserlebnisse. Mir war der Spaß abhanden gekommen und ich habe dicke Krokodilstränen geheult, weil ich nicht mehr mochte und mich selber gefragt, warum ich das hier überhaupt alles mache. Wo war dieses „Ich mach´s doch nur für mich“? Warum soll ich mich denn selber quälen?
Als ich auf der Yogamatte in einer Stunde stand, mit innerlich geknicktem und sich weigerndem Gefühl, hörte ich mich wirklich im herabschauenden Hund denken, dass mir Yoga keinen Spaß mehr macht: „Ich hab keinen Bock mehr den Hund zu machen“ und im Krieger 1 „Nicht schon wieder den!“Mein Glas war halbleer. Ich gefrustet, müde und unmotiviert. So weit weg vom yogischen Gedanken wie ich nur sein konnte.
Ich haute die Bremse rein. Ließ Yoga Yoga sein und lebte einfach mal das Leben vor der Ausbildung. Eine Wochenendausflug mit meiner Familie ließ mich zur Ruhe kommen, die Gedanken wieder fließen und Kräfte sammeln.
Blasen an den Füßen und alles grau in Grau
Ich würde mal sagen: Lektion gelernt! Mein Jakobsweg! Nachdem ich in den vergangenen Monaten ein gutes Stück vorwärts gekommen war, hatte ich es übertrieben. Erst die schmerzenden Blasen an den Füßen und die Wadenkrämpfe haben mich wachgerüttelt, dass ein Zuviel und Zuwenig von allem mich nicht weiter bringt. Das Gleichgewicht fehlte und hat mich straucheln lassen. Der Klassiker: zu viel Grauton-Allerlei, nix mit Yin und Yang und ausgeglichenes, achtsames Leben!
Theoretisch habe ich schon einiges während meiner Ausbildung gelesen über Yamas und Niyamas. Die 5 Yamas sind Regeln im zwischenmenschlichen Verhalten, also beispielsweise vom Yogalehrer zum Schüler. Die 5 Niyamas sind Verhaltensregeln sich selbst gegenüber. Sie sollen uns in Zufriedenheit und Glück führen. Und genau an diese fühlte ich mich auch während dieser Frustphase erinnert: speziell an den 2. Punkt – „Santosha“: „Nimm das Leben an, so wie es ist, auch wenn es von Höhen und Tiefs geprägt ist. Alles, was gerade passiert, ist in Ordnung und hat auch einen bestimmten Grund (Karma). Vergiss die Perfektion und bedenke, es hätte auch schlimmer kommen können!“
Und „Tapas“ (der 3. Leitsatz der Niyamas“): „Erlaube es dir, unangenehme Erfahrungen im Prozess der Selbstfindung zuzulassen!“ Treffender hätte ich es nicht zusammen fassen können, was der gute Patanjali, der Verfasser der Yogasutren, des zentralen Ursprungstextes des Yoga, vor rund 2000 Jahren da zusammen getragen hat.
Ja, es fruchtet irgendwas auf meinem Yoga-Jakobsweg. Und ja, der Schuh drückt auch ganz schön schmerzhaft! Aber jetzt habe ich mich ausgeruht, mein Bündel wieder geschnürt und mich zurück auf den Weg gemacht. Im Gepäck mir selbst gegenüber das Versprechen, achtsame Pausen einzuplanen und mal Yoga Yoga sein zu lassen.